Neuendettelsau - eine "faire" Gemeinde
Neuendettelsau ist die dritte Gemeinde im Landkreis Ansbach, die sich "Faire Kommune" nennen darf.
Die Kampagne "Fair Trade Town" wurde im Jahr 2000 in England ins Leben gerufen. Mittlerweile ist daraus eine internationale Bewegung geworden, die in 36 Ländern aktiv ist. Ziel ist es, den Fairtrade-Gedanken vor Ort publik zu machen, dafür zu werben und selbst aktiv zu werden.
Dank der bereitwilligen Unterstützung örtlicher Geschäfte, Gastronomiebetriebe, Kirchengemeinden sowie Bildungseinrichtungen konnte die Fairtrade-Steuerungsgruppe Neuendettelsau die geforderten fünf Kriterien als Grundlage für die Auszeichnung in kurzer Zeit erfüllen.
FAIRnetzt in der Metropolregion
Mit der Zertifizierung als Fairtrade Town sowie dem Beitritt zum Pakt zur nachhaltigen Beschaffung ist Neuendettelsau aktiver Teil der Fairen Metropolregion Nürnberg. Diese umfasst inzwischen 67 Fairtrade Kommunen, 68 Kommunen, die am Pakt teilnehmen, 79 Fairtrade Schulen, 6 Fairtrade Hochschulen sowie viele weitere Akteure und wächst stetig weiter.
Gemeinsames Ziel der Fairen Metropolregion ist die Förderung des fairen Handels und einer sozial gerechten Entwicklung. Mit dem Pakt sollen unter anderem verbindliche Beschaffungsleitlinien für nachhaltige Produkte geschaffen werden. In der Umsetzung wird die Gemeinde dabei durch die Entwicklungsagentur Faire Metropolregion Nürnberg unterstützt. In der Vergangenheit wurde in Neuendettelsau bereits für den Bauhof faire Arbeitskleidung beschafft, außerdem sollen viele weitere Produkte nachhaltig eingekauft werden. Neuendettelsau ist zudem gut fairnetzt mit weiteren fairen Kommunen im Landkreis Ansbach und profitiert von den Sitzungen des Initiativkreises, bei dem sich Fairtrade MitstreiterInnen aus der ganzen Metropolregion regelmäßig austauschen.
Fairtade-News: Fair-o-mat fürs Rathaus
Im Eingangsbereich des Rathauses steht ab sofort der Fair-o-mat, ein besonderer Warenautomat bestückt mit allerlei Fairtrade-Leckereien, wie zum Beispiel Energieriegeln, Nüssen und Trockenfrüchten. Eine besonders nachhaltige Verkaufsmaschine, ist sie doch zu 99 Prozent recyclebar. Außerdem arbeitet das Gerät ökologisch ohne Strom. Das bedeutet, es verfügt nicht über eine Kühlung oder Beleuchtung und alle Münzprüfer funktionieren rein mechanisch.
Aufgrund der aktuellen Entwicklungen wird die offizielle Einweihung des Gerätes auf das Frühjahr verschoben. Sobald das Rathaus wieder öffentlich zugänglich ist, können sich dann auch die BürgerInnen von den fairen Produkten überzeugen. Bis dahin dürfen sich die MitarbeiterInnen des Rathauses über die fairen Waren freuen.
Die Gemeinde Neuendettelsau hat als eine von fünf Kommunen bundesweit dieses Jahr den Zuschlag für eine kostenlose Dauerleihgabe erhalten.
Gefördert wurde die Bereitstellung des Fair-o-maten aufgrund einer erfolgreichen Antragsstellung der Stadt Neuendettelsau durch die Servicestelle Kommunen in der Einen Welt von Engagement Global mit Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).
Von der Kaffeebohne bis zum Handy
Einen kleinen Fair Trade Laden fanden die Zuhörer im Wohnpark Neuendettelsau vor. Anschaulich berichtete Beatrix Mettler-Frercks von der Fairtrade Steuerungsgruppe über die Anfänge des fairen Handels in den Weltläden und über die heutige Bandbreite der Fair Trade Produkte.
Es waren vor gut 50 Jahren vor allem kirchliche Gruppen, die Kritik an der offiziellen Entwicklungspolitik äußerten und Solidarität mit der dritten Welt forderten. So wurde die „Aktion dritter Welthandel“ gegründet mit dem Ziel eines gerechteren Welthandels. Der 1974 eröffnete Weltladen von Mission EineWelt zählte zu einem der ersten Läden.
Anfangs wurde primär Kunsthandwerk verkauft. Das Sortiment erweiterte sich schnell auf Lebensmittel. Heute gibt es u.a. faire Produkt im Textilbereich und Sportbälle. Seit 2013 sind Smartphones auf dem Markt, in denen einzelne fair abgebaute Rohstoffe enthalten sind. „Auch wenn noch nicht alle Komponenten fair sind, der Anfang ist zumindest gemacht“ so Mettler-Frercks.
Anhand von Kakao und Schokolade wurde das Thema fairer Handel exemplarisch vertieft:
Wie und wo wächst Kakao und wie sieht eine Kakaoschote aus, in der die Kakaobohnen enthalten sind und was verdient ein Kakaobauer? Der meiste Kakao wird in Westafrika von Kleinbauern angebaut. Den 5 Millionen Kleinbauern stehen aber nur wenige Großkonzerne gegenüber. Die Konzerne haben dadurch eine beherrschende Marktmacht und können Preise diktieren, die oft nicht zum Leben reichen. Kinderarbeit ist weit verbreitet.
Bei Fair Trade Produkten ist z.B. ausbeuterische Kinderarbeit verboten, der Bio-Anbau wird gefördert, der Kakaobauer erhält einen garantierten höheren Verkaufspreis und es wird eine Prämie für Gemeinschaftsprojekte wie Weiterbildung gezahlt.
Das Ungleichgewicht zu Gunsten der Kleinbauern könnten wir Konsumenten ändern. Ganz einfach: dadurch, dass wir zu Fair Trade Produkten greifen.
Text: Fairtrade Steuerungsgruppe
Tipp: Faire Rosen zum Valentinstag
Was meinen Sie ist einfacher: Die Suche nach einer fairen Rose oder die Suche nach einer großen Liebe?
Mittlerweile kommt jede dritte Rose, die in Deutschland verkauft wird, aus Fairtrade zertifizierten Handel. Hauptanbaugebiete sind Kenia und Äthiopien. Auch Fairtrade Rosen wachsen in einem feuchtwarmen Klima, in dem sich leicht Pilze und Schädlinge ausbreiten können. Ganz ohne Chemie geht es deshalb nicht. Der Unterschied zu konventionell angebauten Rosen ist trotzdem groß.
Bei Fairtrade müssen die Plantagen den Einsatz von Chemikalien so weit wie möglich reduzieren. Zusätzlich gibt es eine Liste mit verbotenen Pflanzenschutzmitteln. Schutzanzüge sollen dafür sorgen, dass die Arbeiterinnen und Arbeiter beim Hantieren nicht gefährdet werden. Und um Wasser in den ohnehin trockenen Regionen zu sparen, wird dieses wiederaufbereitet, oder es wird eine sparsame Tröpfchenbewässerung eingesetzt.
Die Corona Krise hat gezeigt, wie verletzlich unsere Lieferketten sind. Vor allem die Arbeiterinnen leiden unter der Krise. Für das Jahr 2022 will das Fairtrade-Blumenprogramm vor allem Aktivitäten unterstützen, die das Einkommen vor Ort verbessern und zusätzliche Einkommensquellen schaffen, wie Initiativen zur Erzeugung regenerativer Energien oder das Anlegen eigener Gärten.