Liebe Bürgerinnen und Bürger,
bei den Planungen zum Bau der Grund- und Mittelschule hat sich in letzter Zeit viel Neues ergeben hat.
Hier finden Sie einen Überblick über den Planungsprozess sowie über die aktuelle Sachlage.
Chronologie des Planungsprozesses
2016 – 2018: Vom Umbau hin zum Neubau
Von der zunehmenden Raumnot an der bestehenden Grund- und Mittelschule unterrichtete die Schulleitung die Gemeindeverwaltung und den Gemeinderat im Januar 2016. Daraufhin wurde eine Architektenstudie in Auftrag gegeben, um sich ein Bild von der Lage und den baulichen Möglichkeiten zu verschaffen.
Die Studie ergab, dass sich der derzeitige Bestand aus nicht weniger als sieben Baugenehmigungen zusammensetzt und die Mittelschule einer Kernsanierung mit Barrierefreiheit, Brandschutz, Wärmeschutz und Klimatisierung bedarf.
Die Bausubstanz der Grundschule wurde zunächst als „gut“ eingeordnet, weshalb der Gemeinderat im Juli 2018 beschloss, die Grundschule zu sanieren und weiter zu nutzen, die Mittelschule aber komplett neu zu bauen (Planungsvariante 2a).
Im Dezember 2018 wurde dieser Beschluss aufgrund der geänderten Faktenlage bereits wieder aufgehoben: Zum einen empfahl die überörtliche Rechnungsprüfung im August 2018 eine Planung für das Gesamtschulzentrum durchzuführen, zum anderen ergab das Schadstoffgutachten, dass im Falle einer Sanierung die Grundschule wegen der freigesetzten Schadstoffe während der Umbauphase nicht mehr nutzbar und die Kosten für eine Sanierung sehr hoch wären.
Der Gemeinderat beschloss daraufhin, sowohl die Mittel- als auch die Grundschule neu zu bauen, und beauftragte die Verwaltung mit der Suche nach einem geeigneten Standort.
2019: Suche nach einem geeigneten Standort
Im Sommer 2019 hat der Gemeinderat das künftige Raumfunktionsbuch der neu zu errichtenden Schulen, das auf modernen pädagogischen Ansätzen und den 2014 geänderten Anforderungen der Lehrpläne basiert, beschlossen. Es wurde von Vertretern der Schulfamilie und des Gemeinderats gemeinsam erarbeitet und setzt voraus, dass die beiden Schulen im Falle eines Neubaus räumlich nicht voneinander getrennt werden. Zudem lässt es sich am Altstandort nur mit erheblichem Umbauaufwand umsetzen.
Die Verwaltung wurde 2019 beauftragt, den Bestandsstandort und die Bezzelwiese genauer zu untersuchen, woraufhin sich eine Favorisierung des Grundstücks Bezzelwiese abzeichnete. Da ab 2025 eine Betreuungspflicht für die Grundschule gelten wird und eine Lösung für das Hort-Provisorium in der Baustraße gefunden werden muss, wurden zudem Verhandlungen mit Diakoneo zur künftigen Unterbringung des Horts aufgenommen.
Im Juli 2019 einigte man sich darauf, dass die Betrachtung für die Grundstückswahl auf die Bebaubarkeit beschränkt werden soll.
2020: Dritte Standortmöglichkeit kommt hinzu
Im Jahr 2020 zeichneten sich bei der Ausarbeitung des Variantenvergleichs Probleme am Bestandsstandort ab. Auch mit den Nachteilen des Standorts Bezzelwiese (Verkehrsaufkommen, Fehlen einer Turnhalle, etc.) setzte man sich nun intensiver auseinander, was dazu führte, dass der Standort Alfred-Kolb-Sportzentrum als dritte Möglichkeit ins Gespräch kam. Zudem sollte eine verkehrstechnische Untersuchung durchgeführt werden.
2021: Variantenvergleich und Öffentlichkeitsbeteiligung
Nachdem das Planungsbüro alle drei Standortmöglichkeiten unter die Lupe genommen hatte, wurden diese in der Gemeinderatssitzung vom 12. April 2021 vorgestellt.
Der Gemeinderat sprach sich daraufhin mehrheitlich für den Neubau der Grund- und Mittelschule am Standort Sportpark aus.
Als Vorteile des Standorts wurden vom Planungsbüro unter anderem genannt:
- Grundstück befindet sich im Eigentum der Gemeinde (keine zusätzlichen Kosten für Grundstückserwerb)
- Fläche ist bereits voll erschlossen
- Grundstück ist sofort bebaubar, es sind keine Abrisse notwendig
- Es ist genügend Raum für PKW-Stellplätze vorhanden
- Die für den Unterricht notwendigen Sportstätten befinden sich in unmittelbarer Nähe, es wäre kein Turnhallen-Neubau notwendig
- Anbindung an das Nahwärmenetz ist möglich
In der gleichen Sitzung beschloss der Gemeinderat die frühzeitige informelle Öffentlichkeitsbeteiligung.
Mai/ Juni 2022: Bürgerentscheid und Neuorientierung
Am 22.05.2022 fand der Bürgerentscheid über den zukünftigen Standort der Grund- und Mittelschule statt.
Frage: Sind Sie für den Erhalt des bestehenden Grund- und Mittelschulstandorts (Friedrich-Bauer-Straße)?
Ergebnis:
JA-Stimmen | 1.287 |
NEIN-Stimmen | 1.193 |
Wahlbeteiligung | 40,8% |
Am 20.06.2022 fand eine Sondersitzung des Gemeinderats zum Thema Schulbau statt, um das weitere Vorgehen nach dem Bürgerentscheid zu klären. Das zuständige Architekturbüro wurde beauftragt, mehrere Varianten für einen Bau am alten Standort auszuarbeiten.
Berücksichtigt werden mussten in den Planungen folgende Faktoren:
- Umsetzung des Raumfunktionsbuchs und pädagogische Ausrichtung am alten Standort
- Erkenntnisse aus dem Verkehrsgutachten (u.a. Verkehrsaufkommen Reuther Straße/ Friedrich-Bauer-Straße und Parkdruck entlang der Friedrich-Bauer-Straße)
- Anzahl und Lage der Parkplätze für die Lehrer und Hortmitarbeiter
- Verankerung des Horts in der künftigen Schule
- Lage, Größe und Gestaltung des künftigen Pausenhofs
- Durchführung des Schulbetriebs / Auslagerung der Klassen / Pausenraum während der Bauzeit
September 2022: Planungen am Alten Standort
In der Gemeinderatssitzung am 26.09.2022 wurden die ersten Planungsergebnisse vorgestellt. Das Architekturbüro zeigte in seiner Präsentation sechs verschiedene Varianten auf samt deren Vor- und Nachteilen. Das Gremium sprach sich letztendlich für weitere Planungen auf der Grundlage von den Varianten 03a und 03b aus.
Variante 1 wurde abgelehnt, da eine Auslagerung der kompletten Grund- und Mittelschule während der Bauzeit erforderlich gewesen wäre.
Auch in Variante 2 hätte sich für mehrere, schwer auszulagernde Bereiche der Schule ein Interimsbedarf ergeben.
Bei Variante 4 und 5 stellten sowohl der Brandschutz wie auch das Fehlen einer Baustelleneinrichtung sowie eines Pausenhofs während der Bauzeit ein nicht unerhebliches Problem dar.
Eine abschließende Kostenermittlung der einzelnen Varianten war zum damaligen Planungsstand noch nicht möglich.
2023: Planungen am Alten Standort
In der Gemeinderatssitzung am 12.06.2023 stellte die Verwaltung dem Gremium den aktuellen Planungsstand sowie neue Erkenntnisse zu den prognostizierten Schülerzahlen vor. Sie wies dabei auf die unzureichenden Erweiterungsmöglichkeiten am alten Standort hin (Gesamtfläche, Pausenhof, Stellplätze, Mensa etc.). Der Gemeinderat sprach sich für ein Weiterverfolgen der Planungen am alten Standort aus zuzüglich einer Kostenberechnung aus.
In der Sitzung vom 31.07.2023 prüfte der Gemeinderat vorgeschlagene Anpassungen der Planungen, lehnte jedoch die Ausarbeitung einer Tiefgarage und der Einbeziehung der Dachflächen zur Pausenhofnutzung ab.
In der Sitzung vom 28.09.2023 beschloss der Gemeinderat eine Architekturfirma mit den Planungen der Frei- und Verkehrsanlagen am alten Standort zu beauftragen.
2024: Planungsstopp am Alten Standort
Aufgrund der fortgeschrittenen Planungen und der daraus abgeleiteten Erkenntnis, dass ein Bau der Schule am alten Standort finanziell für die Gemeinde nicht machbar sein wird, kam der Gemeinderat zu einer Klausurtagung zusammen und behandelte das Thema Schulbau in einer Sondersitzung am 17.01.2024 erneut ausführlich. Zudem trafen sich die Gremiums-Mitglieder zu einer Schulbegehung am 22.02.2024.
Die Ergebnisse dieser Besprechungen und die Erkenntnisse aus den Planungen fasste die Verwaltung in einer Präsentation für den Gemeinderat in der Sitzung vom 26.02.2024 zusammen. Siehe dazu „Aktueller Stand“.
Mai 2024: Variantenvergleich und weiteres Vorgehen
Die intensiven Planungen der Gemeindeverwaltung zur Realisierung eines Schulneubaus am alten Standort in der Friedrich-Bauer-Straße wurden Anfang des Jahres mit Zustimmung des Gemeinderats gestoppt.
Die Kostenberechnungen der Architektur- und Planungsbüros hatten gezeigt, dass die Umsetzung in der vom Bürgerentscheid geforderten Form für die Gemeinde finanziell nicht machbar ist: Unter der Berücksichtigung des Eigenkapitals der Gemeinde und voraussichtlicher Fördergelder seitens der Regierung von Mittefranken, müsste die Gemeinde im Falle eines Neubaus am alten Standort eine Finanzierung in Höhe von ca. 25 Mio. € stemmen. Dies ist für die Gemeinde jedoch eine zu große Belastung, wie die Kämmerin dem Gemeinderat darlegte. Die Maximalbelastung für die Gemeinde liegt laut Finanzverwaltung bei rund 15 Mio. €.
Im Gremium kam nun die Forderung auf, statt eines Komplettneubaus der Grund- und Mittelschule die bereits im Jahr 2018 verworfene Variante „Teilneubau mit Sanierung“ erneut ins Auge zu fassen. Eine Kostenermittlung seitens der Verwaltung ergab jedoch, dass diese Variante allein aufgrund der längeren Bauzeit Mehrkosten in Höhe von ca. 6,8 Mio. € verursachen würde.
Schließlich wurden dem Gemeinderat in der Sitzung vom 26.02.2024 sechs verschiedene mögliche Varianten des Schul(neu)baus aufgezeigt unter Berücksichtigung des bisherigen Planungsstands sowie der erforderlichen Finanzierung:
- Variante I: Am Altstandort weiter planen (inklusive Hort):
Wie oben bereits dargelegt, würde diese Variante eine zu hohe finanzielle Belastung für die Gemeinde bedeuten.
- Variante II: „Bauen auf der grünen Wiese“ inklusive Hort und Mehrfachhalle
Bauen auf der grünen Wiese bedeutet: Die Gemeinde müsste sich nach einem ganz neuen Grundstück umsehen (derzeit verfügt sie selbst über kein geeignetes Grundstück für einen Schulneubau), ggf. müsste hier eine neue Turnhalle mit eingeplant werden.
Finanziell müssen bei dieser Variante zusätzlich berücksichtigt werden: Die Grundstückskosten, evtl. die Kosten für die Turnhalle, die Kosten für eine komplette Neuplanung sowie die Erschließungskosten des Grundstücks
- Variante III „Bauen am Sportpark“ inklusive Hort
Vorteile dieser Variante sind, dass das Grundstück im Besitz der Gemeinde, voll erschlossen, sofort bebaubar und in der Nähe der Sportanlage ist. Der Finanzierungsbedarf dieser Variante liegt bei etwa 13 Mio. € und somit im Rahmen des für die Gemeinde machbaren.
- Variante IV „Nur das Nötigste bauen“ = 16 neue Klassenzimmer + Hort
Diese Variante steht nicht zur Debatte, da hierfür es hierfür keine schulaufsichtliche Genehmigung geben wird.
- Variante V „Teilneubau mit Bestandssanierung“
Der Finanzierungsbedarf dieser Variante liegt bei ca. 35 Mio. €, was die Möglichkeiten der Gemeinde bei Weitem übersteigt (siehe oben). Hinzu kommt, dass hier das Gesamtkonzept "Kooperativer Ganztag keine ausreichende Berücksichtung findet. Da man für den Hort einen separaten Standort finden müsste, ließe sich der Kooperative Ganztag ggf. nicht weiter aufrechterhalten. Zudem lässt sich das erarbeitete pädagogische Konzept ("Raumfunktionsbuch") in den Bestandsgebäuden nicht realisieren. Damit wäre die Schule auf Jahrzehnte der Möglichkeit beraubt, den Unterricht und das gesamte schulische Leben fortschrittlicher und nach den eigenen Bedürfnissen zu gestalten. Auch sind in dieser Variante nicht die Kosten für eine Generalsanierung enthalten, sondern nur die notwendigsten Maßnahmen, was zulasten der Aufenthaltsqualität für Schüler/innen und Lehrer/innen ginge.
- Variante VI „Teilneubau mit zeitlichem Versatz“
Ähnlich Variante V, allerdings mit einem Bau in drei aufeinanderfolgenden Abschnitten über Jahrzehnte hinweg. Allein die erste Bauetappe übersteigt den finanziellen Rahmen der Gemeinde, so dass für Abschnitt 2 und 3 keine Finanzierungsspielräume mehr bleiben. Auch hier müsste für den Hort ein separater Standort gefunden und der kooperative Ganztag müsste höchstwahrscheinlich aufgegeben werden. Wie in Variante V sind bei der Sanierung nur die notwendigsten Maßnahmen vorgesehen, um die gesetzlichen Vorgaben zu Brandschutz, energetischer Sanierung und Barrierefreiheit zu erfüllen. Darüber hinaus enthält dieser Variante ebenfalls keine weiteren Sanierungsmaßnahmen.
Fazit:
Eine Realisierung der neuen Schule am alten Standort ist nicht möglich. Es wurde trotz intensiver Planungen und dem Bemühen um alternative Lösungen keine Variante gefunden, die für die Gemeinde finanziell machbar wäre.
Seitens der Verwaltung und des Gemeinderats ist in enger und intensiver Zusammenarbeit mit Fachbüros alles getan worden, um dem Ergebnis des Bürgerentscheids vom 22. Mai 2022 Rechnung zutragen und einen Schulbau am alten Standort zu ermöglichen. Dies ist uns nicht gelungen bzw. würde uns finanziell so stark einschränken, dass die Erfüllung unserer hoheitlichen Aufgaben in Gefahr geraten würde.
Derzeit suchen Gemeinderat und Verwaltung gemeinsam nach Lösungen für die schwierige Situation. Der Gemeinderat wird darum demnächst zu einer weiteren Sondersitzung zusammenkommen, um nochmals eingehend über das Projekt und das weitere Verfahren zu beraten.
Juli 2024 - Sondersitzung und Standortentscheidung
Sitzungsbericht vom 9. Juli 2024
Richtig voll war es in der Grund- und Mittelschule geworden. Neben dem vollzählig erschienenen Gremium, den Vertretern der Verwaltung und der Presse waren ca. 116 Zuschauer zum Sitzungsbeginn in der Aula erschienen. Auf der Tagesordnung stand nur ein Punkt, die Standortentscheidung für die Grund- und Mittelschule.
Die Kostensituation war bereits in den zurückliegenden Sitzungen thematisiert dem Gemeinderat vorgestellt worden. Im Anschluss daran wurden die Zahlen durch die Verwaltung den Fraktionen sowie den Vertretern der Bürgerinitiative in kleineren Runden im Detail erläutert.
Derzeit fehlen der Grund- und Mittelschule mindestens 16 Unterrichtsräume. Ein Rückgang der Schülerzahlen ist bislang nicht spürbar, eher im Gegenteil. Darüber hinaus sollen weiterhin die noch fehlenden Hortplätze berücksichtigt werden um die geforderte Abdeckung von 80 % der Schülerinnen und Schüler sicherstellen zu können. Die Mittelschule besteht aktuell aus 14 Klassen (ca. 250 Schülerinnen und Schüler). Damit ist die Mittelschule Neuendettelsau die größte Mittelschule im Schulverbund. Alle anderen Mittelschulen verfügen, bezogen auf deren Schulhausgrößen, ebenfalls über eine hohe Auslastung. Aus mehreren Kommunen wurde bereits berichtet, dass Erweiterungsbauten erforderlich sind.
Bei der erneuten Grundstückssuche für alternative Standorte war die Verwaltung aufgrund der entstehenden Kosten darauf fokussiert eine Fläche zu generieren, welche in fußläufiger Nähe zu den Sportanlagen besteht. Ansonsten wäre der Neubau einer Doppelturnhalle im mittleren 7-stelligen Rahmen notwendig. Die geprüften Grundstücke lagen alle außerhalb des Ortes bzw. direkt am Ortsrand. Alle Grundstücke würden, aufgrund des Beginns der Planungen bei 0 und der dortigen Erschließungssituationen, zu Mehrkosten im 7-stelligen Bereich führen. Darüber hinaus lagen alle möglichen Flächen außerhalb der Wohnbebauung und somit gesellschaftlich nicht integriert bzw. führten auch zu längeren Laufwegen.
Aus den genannten Gründen bleibt die Lösung am Sportpark somit weiterhin für die Gemeinde Neuendettelsau die wirtschaftlichste Lösung für die Umsetzung des Neubaus der Grund- und Mittelschule. Die Verwaltung empfahl daher, die Planungen für die Schule an dem Punkt, an dem sie abgebrochen wurden, wieder aufzunehmen.
Trotz der Bedenken einiger Gemeinderätinnen und Gemeinderäte hinsichtlich der Tatsache, dass mit einer Entscheidung für den Bau am Sportpark gegen das Ergebnis des Bürgerentscheides gestimmt würde, hat sich eine Mehrheit für den Sportpark ausgesprochen. Hierfür waren vor allem die dargelegte Kostensituation und die fehlende Alternative für einen Standort verantwortlich.
Nach etwas mehr als nur einer halben Stunde stimmten die Mitglieder des Gemeinderates mit 14 Ja- und 7 Neinstimmen für den Bau am Gelände „Sportpark“.